Eine alkoholische Rundreise Teil 1

07/2014

Dass wir Schweizer ein reiselustiges Völkchen sind, ist bekannt. Dass wir (nach den Japanern) die zweitbeliebtesten Touristen der Welt sind, vielleicht weniger.
Lesen Sie in unserer vierteiligen Miniserie „Die besten Drinks aus 43 Ländern“, womit Sie auf Reisen, wo immer Sie auch gerade sein mögen, am besten anstossen. Natürlich eignet sich unsere Serie auch für all diejenigen, die in diesem Jahr zuhause geblieben sind.
Wir haben versucht, eine möglichst grosse Bandbreite abzudecken, basierend auf den vorherrschenden Trinkgewohnheiten der Einwohner des jeweiligen Landes. Erstaunlicherweise stellte sich bei den Recherchen heraus, dass viele Länder, gerade in südlichen Gefilden, Drinks mit einer Anis-Basis bevorzugen.

WESTEUROPA

Irland: Guinness
Besteht aus: Irischem, obergärigen Stout-Bier mit tiefschwarz wirkender (eigentlich sehr dunkelroter) Färbung und einer ausgeprägten, cremefarbenen Schaumkrone.
Warum Sie es haben müssen: Guinness ist mit einem Jahresumsatz von über 1,8 Mrd. SFr. das mit Abstand meistverkaufte alkoholische Getränk auf der grünen Insel. Namensgeber Arthur Guinness hatte eine ziemlich schlaue Idee, als er im Jahre 1759 einen Pachtvertrag für eine stillgelegte Brauerei in Dublin für die nächsten 9.000 (in Worten: neuntausend!) Jahre abschloss. Das Beste aber war und ist der Betrag der Jahrespacht: 45 Englische Pfund.

Spanien: Sangria
Zutaten: Kleingeschnittene Südfrüchte, schwerer Rotwein (Gran Reserva, Reserva, Rioja), spanischer Brandy
Warum Sie sie haben müssen: Die rote Farbe macht den Namen der Sangria: „sangre“ = „Blut“. Somit bedeutet Sangria eben „Aderlass“.

Niederlande: Genever
Zutaten: Branntwein mit Wacholder-Geschmack. Hergestellt aus fermentiertem Gerstenmalz, der so genannten Maische. Um den bitteren Geschmack zu kaschieren, werden dem Destillat Wacholder-Beeren beigegeben.
Warum Sie ihn haben müssen: Ähnlich wie beim französischen Champagner und dem mexikanischen Tequila darf sich nur Genever, der aus bestimmten Regionen der Niederlande bzw. Belgiens kommt, Genever nennen. Die niederländische Destille „Ketel One“ (für Kessel eins) war die erste, die Genever hergestellt hat, wenngleich sie heute für ihren Wodka viel berühmter ist. Genever soll sehr geeignet sein für jede Art von Junggesellenabschied, egal ob männlich oder weiblich.

Deutschland: Bier jeder Art, gebraut nach dem Deutschen Reinheitsgebot von 1516.
Zutaten: Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Mehr darf seit 1516 in deutschem Bier nicht drin sein – „bey vermeydung von strafe an laib und gut“.
Warum Sie es haben müssen: Weil das drin ist, was draufsteht. Hopfen und Malz – Gott erhalt’s.

England: Pimm’s No.1 Cup
Zutaten: Likör auf der Basis von Gin, verfeinert mit Früchten sowie Aromen aus Gewürzen, meist gemischt mit vorzugsweise herber englischer Limonade, auch Minze, Zitrone, Apfel, Orange oder sogar Gemüse kann enthalten sein. Wird meistens als Cocktail serviert.
Warum Sie es haben müssen: der Londoner Barbesitzer James Pimm erdachte sich seinen Digestif um das Jahr 1840 herum. Weil das Gebräu der Kundschaft offenbar mundete, füllte er es ab und verkaufte es an andere Bars. Später, im Jahre 1865, verkaufte Pimm nicht nur die Bar, sondern auch die Rechte an seinem Getränk an Frederick „Nenn mich nicht Tom“ Sawyer. Pimm’s No.1 Cup ist seit 1971 eng mit Wimbledon verbunden, wo jedes Jahr während des Tennisturniers ca. 40.000 Liter des typisch englischen Cocktails verkauft werden. Schmeckt ja auch lecker.

Portugal: Portwein
Zutaten: Ausgebauter, d.h. in Eichenfässern gelagerter roter oder weisser Süsswein mit nochmaliger anschliessender Flaschenlagerung.
Warum Sie ihn haben müssen: Weil er ein gutes Essen fantastisch abrundet. Vorsicht: Portwein ist süsser als normaler (Rot-)Wein und haut bei gleicher Menge wesentlich mehr rein. Passt hervorragend zu jedem guten Essen als Dessertwein.

Österreich: Schnaps
Zutaten: Obstbrände jeder Art
Warum Sie ihn haben müssen: Weil wir mit Schnaps nicht dieses merkwürdige Pfefferminz-Zeugs meinen, das Sie in Ihrer Jugend getrunken haben, als Sie den herben Geschmack von Bier noch nicht mochten. Seit ca. dem Jahre 1700 wird bei unseren Nachbarn feinster Schnaps destilliert, aus Obstfrüchten, Waldbeeren, ja sogar aus Tannenzapfen. Wärmt schön nach einer Bergwanderung!

Italien: Grappa
Zutaten: Tresterbrand aus der Traube
Warum Sie sie haben müssen: Wie kein anderer verstehen es die Italiener, selbst aus den Pressrückständen noch eine der leckersten Spirituosen zu zaubern: ihren Grappa. Perfekt als Verdauungsschnaps nach einer guten Portion Pasta. Die Grappa ist erstaunlich vielseitig und lässt sich sogar mit Espresso mischen. Dann heisst der kleine Schwarze „Caffè corretto.“

Schottland: Scotch
Zutaten: Im Eichenholzfass gelagerte und gereifte Getreidemaische, in Schottland fast ausschliesslich aus gemälzter Gerste hergestellt.
Warum Sie ihn haben müssen: Whisky ist ein Stück Lebensmut. Das schlägt sich schon im Namen wieder: Whisky hat seinen Ursprung im Gälischen und bedeutet „Lebenswasser“. Wenn Sie einen Whisky geniessen, ist das so etwas wie die Erfüllung eines kleinen Traumes. Passt bestens zu einer guten Zigarre.

Frankreich: Champagner
Zutaten: Zweimal vergorener Schaumwein aus der Champagne, der Gegend um die nordfranzösische Stadt Reims, Hefe.
Warum Sie ihn haben müssen: Champagner gilt als das Festlichste und (zusammen mit dem Danziger Goldwasser) als das Edelste aller Getränke. Die Traubenlese erfolgt ausschliesslich von Hand und ist entsprechend aufwendig. Was für Schiffs- und Flugzeugtaufen verwendet wird, kann für Ihren privaten Gaumen nicht schlecht sein…

NORDAMERIKA

Vereinigte Staaten von Amerika: Bourbon Whiskey (ja, in den USA mit „e“ geschrieben!)
Zutaten: Fermentiertes, gelagertes Korn mit mindestens 51% Maisanteil, Quellwasser
Warum Sie ihn haben müssen: Müssen wir Ihnen das wirklich erklären? Na gut: Vielleicht weil er ein echter Amerikaner ist, wenngleich es unterschiedliche Ansichten darüber gibt, ob der Bourbon originär nun aus Kentucky oder aus New Orleans stammt. Der Bourbon hat zu seinen Ehren nicht nur einen eigenen Feiertag, sondern er wird einen ganzen Monat lang gefeiert: der September ist der „National Bourbon Heritage Month.“ Vielleicht ist er’s auch allein deshalb wert, weil die Amis ihren Bourbon auf so vielfältige Weise geniessen, traditionell „on the rocks“ (also auf kühlenden Steinen, Eis zum Kühlen wäre schon fast Blasphemie), mit ein paar Tropfen Quellwasser oder sogar als Grog - nennt sich „Hot Toddy“. Egal wie, der Bourbon ist das Urgetränk der US-Amerikaner.

Kanada: Caesar
Zutaten: Wodka, Clamato, Pfeffersauce, Selleriesalz, Worcestersauce, Limette, schwarzer Pfeffer, Sellerie
Warum Sie ihn haben müssen: Weil Walter Chell, Einwohner von Calgary und Restaurantbesitzer ihn zu einer italienischen Restauranteröffnung entwickelt hat, und weil er ihn an Spaghetti alle Vongole erinnert. Ausserdem gibt es die tomatensaftähnliche Zutat Clamato, den Tomatensaft mit Gewürzen und Muschelaroma, original nur in Kanada. Eignet sich hervorragend als Katergetränk am nächsten Morgen.

Leave a Reply