Und es geht weiter mit Teil 2 unserer vierteiligen Miniserie „Die besten Drinks aus 43 Ländern“. Heute sind Osteuropa und Asien dran:
OSTEUROPA
Tschechien: Absinth
Zutaten: Destillierte Kräuter (Anis, Fenchel, Wermut und je nach Zusammenstellung weitere Kräuter)
Warum Sie ihn haben müssen: Absinth ist in der geografischen Region der heutigen tschechischen Republik seit Ende des 18. Jahrhunderts bekannt und beliebt. Er war das In-Getränk der damaligen Künstler- und kreativen Szene. Zur Beliebtheit des Absinth hat wohl auch der Mythos beigetragen, dieser würde bewusstseinserweiternde Substanzen in sich tragen. Die bisweilen bizarr anmutende Zubereitungsart trägt ihr Übriges zum Mythos des Absinth bei: benötigt werden ein besonderer (gelochter oder geschlitzter) Absinthlöffel, ein Stück Würfelzucker und eine „Absinthfontäne“. Absinth war (wegen der ihm zugeschriebenen Wirkung) in Europa lange verboten. Erst 1998 setzte ein erneuter zaghafter Handel ein. In der Schweiz sind Herstellung und Verkauf von Absinth erst seit 2005 wieder erlaubt.
Serbien: Sliwowitz
Zutaten: Obstbrand aus Pflaumen.
Warum Sie ihn haben müssen: Der Sliwowitz gilt in Serbien als Nationalgetränk. Ihn trinkt vom Erwachsenenalter an wirklich jeder, bis hin ins hohe Alter. Prognose: in ungefähr zwei Jahren wird die Hipster-Szene über die letzten Vorräte herfallen, die Preise werden ins Unermessliche steigen. Daher: seien Sie selbst Trendsetter - besorgen Sie sich Ihren Sliwowitz noch heute!
Mazedonien: Mastika
Zutaten: Aniszubereitung, ähnlich dem griechischen Ouzo und dem türkischen Raki, jedoch unter Zugabe von Mastix, einem Harz der Pistazienbäume.
Warum Sie ihn haben müssen: Wenngleich Mastika auch in Griechenland, Bulgarien und Rumänien getrunken wird, beanspruchen doch die Mazedonier den Anisschnaps als ihr Nationalgetränk. Mastika wird fast immer mit Eiswasser verdünnt getrunken.
Russland: Wodka
Zutaten: Getreide oder (meist) Kartoffeln.
Warum Sie ihn haben müssen: Das „Wässerchen“ ist der Geist der russischen Seele. Wodka wird zu jeder, aber auch wirklich jeder Gelegenheit getrunken. Der Onkel kommt zu Besuch? Nasdarowje! Grossmutter feiert ihren 90. Geburtstag? Nasdarowje! Die Ehefrau kommt vom Einkaufen zurück, ob sie „nur Zigaretten holen“ wollte? Nasdarowje! Und der Wodka machte auch in der Politik mit: immerhin gibt es die Wodkamarken „Aleksandar Puschkin“, „Gorbatschow“ und last but not least „Boris Jelzin“. Nasdarowje!
Ungarn: Unicum
Zutaten: Geheimrezept (Extrakt aus 40 Kräutern und Wurzeln).
Warum Sie ihn haben müssen: Der Legende nach erhielt der Erzherzog von Österreich und König von Ungarn Joseph II., als er sich mal den Magen verstimmt hat, von seinem Leibarzt Dr. Zwack besagtes Gebräu. Der Extrakt aus über 40 verschiedenen Kräutern und Wurzeln schien dem Herrscher zu munden, denn er quittierte dessen Genuss mit „Das ist ein Unicum!“ Zur Zeit des Kommunismus sollte die Familie Zwack das Geheimrezept dem ungarischen Staat preisgeben. Sie verriet den Kommunisten aber nur eine abgeänderte, wohl nicht so leckere Version. Seit dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989 ist der Unicum wieder unter Originalrezeptur erhältlich.
ASIEN
Korea: Soju
Zutaten: Branntwein aus Reis. Meist im Mix mit Kartoffeln, Weizen oder Gerste.
Warum Sie ihn haben müssen: Soju bedeutet wörtlich übersetzt einfach „gebrannter Schnaps“ und wird gewöhnlich pur getrunken. Restaurants ohne Schankerlaubnis für hochprozentige Spirituosen benutzen Soju weltweit gerne als Ersatz für Wodka in der Cocktailzubereitung. Die weltweit (mit mehr als 3 Milliarden Flaschen pro Jahr) meistverkaufte Marke eines alkoholischen Getränks überhaupt heisst Jinro. Im Jahre 1965 musste sogar die Produktion von destilliertem Soju staatlicherseits verboten werden, weil der Reis knapp wurde. Seither ist man auf andere Produktionsmethoden umgestiegen.
China: Maotai
Zutaten: Sorghum (ein Süssgras), Weizen.
Warum Sie ihn haben müssen: Maotai ist seit Jahrhunderten, genauer seit ca. dem Jahre 1616, als die Qing-Dynastie die Ming-Dynastie ablöste, im Reich der Mitte äusserst beliebt. Zum Staatsgetränk wurde Maotai spätestens dann erhoben, als der ehemalige amerikanische Präsident Richard Nixon bei seinem Staatsbesuch 1972 von Staatspräsident Mao mit einem Kelch Maotai begrüsst wurde. Ob dies zur Entspannung des amerikanisch-chinesischen Verhältnisses und der Verbesserung der diplomatischen Beziehungen beigetragen hat, ist nicht überliefert, ebensowenig, ob Nixon zum Ausgleich einen Bourbon im Handgepäck dabei hatte. Realität ist aber, dass die Chinesen ihren Maotai auch scherzhaft als „Weisser Blitz“ bezeichnen, was auch immer damit gemeint ist…
Japan: Sake
Zutaten: Fermentiertes Reisgetränk. Es handelt sich nicht um einen Wein („Reiswein“). Sake wird vielmehr wie ein Bier „gebraut“.
Warum Sie ihn haben müssen: Heiss oder kalt genossen, ist Sake der ideale Begleiter zu jedem japanischen Gericht, sei es Sushi, Misosuppe oder gebratenes Schweinefleisch. Sake wärmt auf angenehme Weise von innen heraus, und bietet Ihnen eine perfekte Entschuldigung, falls Sie irgendwann beginnen, Fremde mit japanischen Kampfschreien zu beflegeln.
Thailand: Mekhong
Zutaten: Reis, Zuckerrohr, Melasse, vermengt mit einer geheimen Mischung aus Kräutern. Ziemlich hochprozentiges Zeug, das die Thailänder als Whisky bezeichnen, in Wirklichkeit aber eher wie Rum hergestellt wird (siehe Zutaten).
Warum Sie ihn haben müssen: Schmeckt wie eine exotische und leckere Mischung aus Rum und Whisky mit einem Schuss Sake. Sobald Sie Mekhong mal probiert haben, verspüren Sie Lust, mit Kim Catrell von „Sex and the City“ auf die Piste zu gehen.
Philippinen: Lambanog
Zutaten: Fermentierter Zellsaft aus der Blüte der Kokosnuss
Warum Sie ihn haben müssen: Das weinartige, dennoch hochprozentige (meist 80 bis 90 Prozent Volumenalkohol) Getränk sorgt bei unsachgemässer Anwendung schon nach kurzer Zeit dafür, dass Grossvater beginnt, nicht zitierfähige Witze zu erzählen.
Nächste Folge: Mittelmeer-Anrainer und Karibik
Wir laden Sie, liebe Leser, ausdrücklich zum Mitmachen ein. Schreiben Sie uns, welche Cocktails, welche Drinks, welche Shots wir unbedingt noch erwähnen sollten.